DER PANTHER
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

Ein Seelenleben
Das Gedicht "Der Panther" von Rainer Maria Rilke ist ein Meisterwerk der modernen lyrischen Poesie und entstand 1902 in der Epoche der klassischen Moderne, eine Zeit großer Veränderungen in der Gesellschaft, die durch technischen Fortschritt, aber auch zunehmende Entfremdung gekennzeichnet war – wie heute!
Rilkes Panther ist nicht nur ein Tier, das in einem Käfig gefangen ist und dessen mächtige Lebenskraft durch eine ausweglose Situation verloren hat, sondern ein Symbol für den modernen Menschen, der zwischen den Stäben seiner Alltagsroutine gefangen ist. Mit der Schilderung des Panthers und seiner Bewegungen entwirft Rilke ein kraftvolles Bild der menschlichen Existenz und ihrer Begrenzungen, sowie für die Auswirkungen chronischer Monotonie auf die Psyche.
Frühkindliche Bindungsverletzungen
In der 1. Strophe beschreibt Rilke das Leben des Panthers. Es spielt sich in einem kleinen Käfig ab, umzingelt von Gitterstäben. Er ist verzweifelt und müde aufgrund der ausweglosen Situation.
Die 2. Strophe beschreibt Eigenschaften des Panthers und wie sich diese durch die Gefangenschaft im Käfig verändert haben. Es zeigt sich, dass der Panther im Käfig seinen Willen verloren hat und seine Stärke und Anmut im Gang immer weniger wird.
Die 3. Strophe handelt von der Wahrnehmung und den Emotionen des Panthers. Er nimmt zwar seine Umgebung wahr, es hat jedoch keine Wirkung auf ihn - die bedrückende und ausweglose Stimmung wird spürbar. Der Panther ist hoffnungslos und versucht nicht, aus dem Käfig, aus der ausweglosen Situation, zu entkommen.
Die klaustrophobische Darstellung der Gedichtzeilen lässt uns die Isolation und Monotonie miterleben, die wir selbst durch frühkindliche Bindungsverletzungen mit Isolation und Zerrissenheit erfahren haben.
Wieder Freude am Leben bekommen
Mit seinem Gedicht will Rilke die Menschen dazu aufrufen ihrem zwischenmenschlichen Käfig zu entfliehen und wieder Freude am Leben zu bekommen. Meine systemische Therapie und Beratung ist besonders flexibel und kommt meist mit einzelnen oder wenigen Sitzungen aus. Oft reichen kleine Impulse aus, um frühkindliche Bindungsverletzungen zu lösen und eine gesunde Abgrenzung zu finden. In einer Welt voller Herausforderungen ist es entscheidend, die eigene Autonomie zu bewahren und aktiv für das eigene Wohlbefinden einzutreten.
